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Klinische Psychologen in der NeuropsychologieProf.
Dr. Erich Kasten (Magdeburg & Lübeck) zur
Person Vortrag Berufsfeld Neuropsychologie Ambulante neuropsychologische Therapie wird KassenleistungDer Gemeinsame
Bundesausschuss (GBA), das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung
der Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland,
hat im November 2011 beschlossen, dass ambulante Neuropsychologie Kassenleistung
werden muss. Damit schließt sich eine wesentliche Versorgungslücke. MV Sektion Klinische Psychologie 23.-24.10.2010 in Rostock Im Anschluss an die Mitgliederversammlung
hielt Herr Prof. Dr. Erich Kasten (Universität Lübeck) einen mit 2 Fortbildungspunkten
vergüteten Vortrag über "Body integrity Identity Disorder"
(BIID), einem relativ neuen Störungsbild, dessen Aufnahme in das DSM derzeit
in Vorbereitung ist. BIID, früher als "Apotemnophilie" oder "Amputee
Identity Disorder" bezeichnet, ist eine Veränderung des Körperschemas,
bei der Menschen dauerhaft die Empfindung haben, dass Körperteile nicht zum
eigenen Selbst gehören. Die betroffenen Personen sind der festen Überzeugung,
nur durch eine Amputation den äußeren Körper in Einklang mit der
inneren Identität bringen zu können. Bei dem überwiegenden Teil
bezieht sich der Amputationswunsch auf ein oder beide Beine, seltenen auf einen
Arm, z.T. wird sogar Querschnittslähmung gewünscht. Schon im Vorfeld
wird durch Gebrauch von Krücken oder Rollstuhl ein Gefühl der erwünschten
körperlichen Beeinträchtigung erzeugt. Da Ärzte bislang kaum eine
ethisch vertretbare Möglichkeit haben, ein intaktes Körperteil chirurgisch
zu entfernen, führen die Betroffenen, meist nach Jahren oder Jahrzehnten
des Abwägens der Vor- und Nachteile, die Verstümmelungen dann irgendwann
selbst durch oder lassen sich in Asien operieren. Bei einem Teil ist auch eine
sexuelle Komponente vorhanden. Dabei empfinden sie Behinderte als sexuell attraktiv
oder erregen sich durch die Vorstellung des eigenen, amputierten Körpers.
Die Ergebnisse von Studien der Universität Lübeck belegen, dass die
Betroffenen nicht wahnhaft oder psychotisch sind, testpsychologisch konnten so
gut wie keine Abweichungen im Persönlichkeitsprofil erfasst werden. Die Symptomatik
tritt nach den Lübecker Daten schon sehr früh auf, übereinstimmend
berichten die meisten Betroffenen, dass sie bereits als Kinder Menschen mit Amputationen
bewundert, nicht aber bemitleidet hatten. In seinem Vortrag stellte Prof. Kasten
Beispiele einer Veränderung des eigenen Körperschemas vor, die auch
beim Gesunden z.B. in Experimenten wie der "rubber-hand illusion", durch
Drogen oder als Folge von neurologischen Schäden entstehen können. Im
Vortrag wurden Modelle zur Erklärung dieser Störung vorgestellt und
der Referent gab Hinweise zur Differentialdiagnostik. Weitgehende Verbreitung
hat die Theorie eines Ansatzes gefunden, wonach schon zu einem frühen Zeitpunkt
der kindlichen Entwicklung eine Störung des Körperschemas entsteht,
deren Lokalisation allerdings in bildgebenden Verfahren bislang nicht belegt werden
konnte. Psychotherapie führt zwar zur Erleichterung, nicht aber zum Verschwinden
des Amputationswunsches; auch Behandlung mit Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka
zeigte bislang kaum Erfolge. Wie bei Transidentität erwächst aus dieser
Nicht-Übereinstimmung von mentaler und körperlicher Identität oft
erhebliches Leiden. Das ständige Gefühl, nicht man selbst zu sein und
es auch nicht sein zu dürfen, Tabus, Verbote und Angst vor Ablehnung vermitteln
Scham. Schuldgefühle wegen dieser obskuren Begierde verdunkeln das Alltagsleben
der Betroffenen zusätzlich. Die Leitung der Fachgruppe Neuropsychologie stand auch im letzten Jahr wieder für viele Anfragen von Kollegen zur Verfügung. Hierbei handelte es sich in erster Linie um
Fragen nach Ausbildung zum Klinischen Neuropsychologen, Möglichkeiten der
späteren Niederlassung und insbesondere Abrechnung neuropsychologischer Leistungen.
Parallel wurden Fragen von Patienten beantwortet, die in Nähe ihres
Lebensschwerpunktes eine neuropsychologische Behandlung suchten. Dritter
Bereich waren bereits in der Neuropsychologie tätige Kollegen, die nach dem
Stand der berufspolitischen Aktivitäten fragten. Diese Aktivitäten werden
zur Zeit sehr wesentlich von der Gesellschaft für Neuropsychologie betrieben,
die Fachgruppe "Neuropsychologie" ist hier nur für gelegentliche
Fachfragen beratend involviert. Der Stand hat sich leider in den letzten Jahren
nicht gravierend verändert. Die Kostenträger weigern sich weiterhin,
ambulante neuropsychologische Therapie zu bezahlen. In einem aktuellen Telefongespräch
mit PD Dr. Sebastian Bodenburg in Hamburg wurde darauf hingewiesen, dass Gerichtsprozesse
wegen Verfahrensfehler im Sande verlaufen sind. In 2010 wird wohl eine Welle weiterer
Gerichtsverfahren auf die Kostenträger zukommen. Gesetzliche Änderungen
sind nach Kenntnis der Fachgruppe derzeit noch nicht einmal geplant. |
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